Im Frühjahr 1989 schaltet Ewald Gütlich eine Anzeige in der örtlichen Presse unter der Rubrik: „Modellbau-Begeisterte gesucht. Zwecks Erfahrungsaustausch!“
In der Folge treffen sich an einem Nachmittag vier „vorbelastete“ Personen (Ewald Gütlich, Harald Leidscham, Peter Wolferstädter und Gerhard Herbert) in einer Stockstädter Gaststube und reden und „fachsimpeln“ miteinander über ihre Freizeitbeschäftigung und zeigen selbstgebaute Modelle zur Begutachtung.
Bei einem erneuten Treff am 15.12.1989 ist es dann soweit: Wir gründen eine Interessengemeinschaft mit dem Namen „Minitrucker-Stockstadt“, Schwerpunkt „LKW-Modellbau“. Wir wollen uns in regelmäßigen Abständen zum Basteln treffen, auch wenn noch keine passende Räumlichkeit zur Verfügung steht.
Als erste „Bau-Stelle“ können wir, nach mehrmaliger Kontaktierung im Rathaus und in Absprache mit dem Musikzug Stockstadt, dessen Übungsraum in der Altrheinhalle an vielen Samstagen für unser Hobby gewinnen. Hier starten wir mit einfachen Laubsägearbeiten unter Ewalds Anweisung mit „Hampelmännern, Schlüsselbrettchen oder LKW–Silhouetten“, die auch die Kinder leicht fertigen können und gleichzeitig den Umgang mit dem passenden Werkzeug erlernen.
Die Erwachsenen beginnen ihre ersten Gehversuche mit dem Bau eines eigenen LKW-Modells unter tatkräftiger Hilfestellung des bereits Bau-erfahrenen Mitstreiters Peter Wolferstädter und können schon bald erste Erfolge vermelden. Nach und nach entstehen so die ersten ferngesteuerten Fahrzeuge in Handarbeit.
Ein knappes Jahr später, im August 1990, nachdem wir uns schon einen kleinen Bekanntheitsgrad in Stockstadt und Umgebung erarbeitet haben, treffen wir mit Walter Frey, dem 1. Vorsitzenden des MotorSportClub Stockstadt e.V. (MSC) während dessen Vorbereitung für die, im Herbst anstehende „10. Stockstädter Automobil Ausstellung“ zusammen und sprechen über eine Beteiligung an der Veranstaltung mit unserer ersten Modellbau-Ausstellung.
Diese findet am 22. September 1991 statt. Besucher der Automobil-Ausstellung werden zu unserer Modellbau-Ausstellung in die Altrheinhalle geleitet und sind begeistert.
Aufgrund der positiven Resonanz aus Besucherkreisen, beschließen wir eine dauerhafte Allianz mit dem MSC einzugehen und unterzeichnen am 15.11.1991 im Kultur-Raum der Altrheinhalle die Beitrittspapiere als Sparte „Modellbau im MSC“ und werden als gleichgestellter Partner zu einer Einheit.
Der Übungsraum des Musikzuges wird für unser Werkeln mit der Zeit zu klein und der Wunsch nach angemessener Räumlichkeit wächst.
In der Suchphase wenden wir uns hilfesuchend an Bürgermeister Klaus Horst, der uns nach kurzer Zeit vorschlägt, eventuell den ungenutzten Dachboden des ehemaligen, alten Rathauses in Eigenarbeit wohnlich aufzuarbeiten, mit materieller Unterstützung der Gemeinde.
Wir verabreden einen Ortstermin und besichtigen das stark renovierungsbedürftige Objekt. Beide Parteien, wir als Nutzer, sowie der Vertreter der Gemeindeverwaltung werden uns schnell einig, dieses obere Stockwerk in Eigenleistung für uns und zum Werterhalt des Gebäudes als Clubräumlichkeit auszubauen. Der mit-anwesende Brandmeister der örtlichen Feuerwehr lehnt allerdings seine Zustimmung kategorisch ab, mit der Begründung: Da alle Treppen des Gebäudeinneren aus Holz gefertigt und keine anderen Fluchtmöglichkeiten vorhanden sind, können diese im Brandfall nicht als Fluchtweg genutzt werden. Somit besteht Gefahr für Leib und Leben. Damit sind leider alle unsere Träume geplatzt.
Bürgermeister Horst schlägt uns daraufhin vor, Kontakt mit dem Schulleiter der Grundschule Stockstadt aufzunehmen, um evtl. den Werkraum im Keller des Gebäudes mitzubenutzen.
Nach monatelanger Korrespondenz mit dem Schulamt des Kreises GG und dessen Einwilligung, steht uns dieser ab September 1995 als Bastelraum mit behördlicher Genehmigung und mit Terminabsprache seitens des Schulleiters zur Verfügung.
Der ewig lästige Transport von Gerätschaften und Werkzeug entfällt endlich, nachdem wir einen abschließbaren, fahrbaren Schrank in einem anderen Kellerraum deponieren können.
Zahlreiche Parcours-Gebäude und Ausrüstungs-Materialien entstehen hier unter idealen Bedingungen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist: Durch unsere Teilnahme an Schulfesten und Veranstaltungen interessieren sich viele Schüler für unser Hobby und kommen mal zum „reinschnuppern“ in unsere Bastelstunden und bleiben darüber hinaus dauerhaft als Nachwuchs im Verein.
Nebenbei sind wir aber dennoch weiterhin auf der Suche nach einem eigenen Raum für unseren Gesamtverein. Auch um unser Clubmaterial, dass mittlerweile gehörig angewachsen ist, zu lagern und um unser gemeinsames Vereinsleben passender gestalten zu können.
In den Folgejahren können wir unseren Bekanntheitsgrad und unsere Mitgliederzahl der „Minitrucker des MotorSportClub Stockstadt e.V.“ so erfolgreich steigern, dass zum ersten Mal im Jahr 1998 der bis dahin Sparten-Vorsitzende der Minitrucker, Uwe Jokisch zum 1. Vorsitzenden des Gesamtvereins MSC gewählt wird.
In den Jahren darauf folgen weitere „Minitrucker“ im Amt des 1. Vorsitzenden des MSC: Lutz Löffler für ein Jahr von 2005 bis 2006. Danach Gerhard Herbert 2006 bis 2014.
Während seiner Amtszeit mieten der MSC/Minitrucker eine Räumlichkeit in der Bahnstraße an.
Um diese als Clubheim nutzen zu können sind jedoch zuvor einige Umbaumaßnahmen nötig. Unter anderem eine Abgrenzung zu einem zweiten, angrenzenden Raum durch Einzug einer Trennwand, sowie dem Einbau einer Toilette und einer Waschgelegenheit. Der Einbau einer Kücheneckzeile und die Installation einer Klimaanlage runden die Handwerker-Arbeiten für den „Club- und Bastelraum“ ab.
Das Mobiliar, bestehend aus Schränken, Tischen, Stühlen und sonstigen Gegenständen wird zum Großteil aus dem Ausmusterungs-Material der Dt. Telekom Darmstadt erworben.
Durch steigende Mitgliederzahlen wird der Clubraum langsam zu klein und wir gehen auf die Suche nach etwas größerem.
Walter Frey arrangiert mit einem Vermieter vor Ort einen Besichtigungstermin eines entsprechenden Objektes. Danach sind sich alle relativ schnell einig; Das wird unser neuer Clubraum! Eilig wird eine Vorstandssitzung einberufen, in der einstimmig beschlossen wird, diese Räumlichkeit für unsere Zwecke anzumieten. Gesagt, getan. Wochen später ist das Objekt in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße per Mietvertrag das Unsere.
Obwohl in den beiden größten Räumen bereits ein Kork-Fußboden verlegt ist, entschließen wir uns, diesen durch eine zusätzlich darüber gelegte Holz-Parkettschicht vor Zerstörung zu schützen.
Ab jetzt heißt es: Umziehen…!
In zahllosen Transaktionen wird der neue Clubraum mit Leben gefüllt. Zusätzliche Tische und Stühle für den „Tagungs-Bereich“ werden erworben und in den Vereinsfarben gestrichen und „bepolstert“, Regale gebaut, Beleuchtungen und eine kleine Küche installiert.
Auf der im Februar 2014 anstehenden JHV wird Oliver Lehmann zum neuen, 1. Vorsitzenden des MSC gewählt, nachdem G. Herbert auf eine Wiederwahl verzichtet. Dieser übernimmt dafür das Amt des Leiters „Modellbau“.
Am 10.05.2014 steht der Eröffnungstermin unseres neuen Clubraums mit einem „Tag der offenen Tür“ in unserem Kalender. Zahlreiche Besucher nutzen die Chance uns näher kennenzulernen und beteiligen sich an unseren Aktionstags-Angeboten.
Auftretende Unstimmigkeiten und gegenteilige Entwicklungsinteressen innerhalb der Vereinsgruppen MSC und Minitrucker mehren sich mit der Zeit. Unmut macht sich breit und verlangt nach einer Aussprache im Vorstand. Das einstimmige Ergebnis dieser Zusammenkunft ist der Antrag zur kommenden JHV im Februar 2015 auf eine Sparten-Trennung, mit dem Ziel der Verselbständigung der Minitrucker als eigenständiger, gemeinnütziger und eingetragener Verein.
Die Hauptversammlung endet mit der vollständigen Kündigung aller Minitrucker-Mitglieder aus der MSC-Zugehörigkeit und der Tatsache, dass in Zukunft, ab dem noch festzulegenden Tag der Übergabeformalitäten für Besitz- und Vermögensverhältnisse, MSC und Minitrucker getrennte Wege gehen werden.
Einige Tage später treffen sich zahlreiche Mitglieder der Minitrucker am 11.02.2015 bei Holger Kraus in der Hintergasse zu einer Gründungsversammlung mit dem Ziel, eine eigene Satzung zu formulieren und zu beschließen.
Mit seiner Unterschrift und der Beglaubigung des Antrages zur Vereinsgründung gibt Bürgermeister Thomas Raschel „grünes Licht“ für unser Ansinnen. Viele Tage des Wartens vergehen, bis alle Textformulierungen der Satzung rechtskonform sind und somit Gültigkeit erlangen.
Am 22.06.2015 ist es dann endlich soweit. Das lang ersehnte Schreiben vom Amtsgericht Darmstadt mit der offiziellen Eintragung in das Vereinsregister liegt nun vor. Ab sofort heißen wir: Minitrucker Stockstadt e.V. mit der Registriernummer VB 83663 .
Mit der Bestätigung unserer „Gemeinnützigkeit“ kann die endgültige Gütertrennung mit dem MSC verhandelt und beschlossen werden. Das Treffen findet in einer örtlichen Gaststätte statt und endet mit der gegenseitigen Unterzeichnung der Trennungspapiere.
Nach 25 Jahren „Ehe“ beginnt nun die Zeit der Eigenständigkeit.
Viele Sachen und Objekte, die bei der Trennung an den Eigentümer MSC zurückgegeben werden müssen, müssen nun durch uns ersetzt, oder neu erworben werden. Das reißt natürlich ein großes Loch in unsere verbleibende Vereinskasse. Aber nach und nach kehrt wieder Normalität in unser Vereinsleben ein.
Die Erlöse aus unseren Veranstaltungen sind nun eigenes, alleiniges Kapital und erlauben es, weitere Anschaffungen zu tätigen.
Durch Spenden und Schenkungen von Freunden und Gönnern verfügen wir mittlerweile über eine ansehnliche Menge von Modellen und Zubehör für unser Hobby, dass größtenteils der Jugend zugutekommt. Außerdem wird der Maschinenpark erweitert und erneuert.
Unsere Mitgliederzahl wächst kontinuierlich und übersteigt 2019 zum ersten Mal die „50er-Marke“.
Die Jahre 2020 und 2021 bescheren uns Pandemie-bedingt, zwei „einkommenslose“ Jahre, die sehr an unseren Nerven und an unseren Geldreserven nagen.
Das Jahr 2022 erlaubt uns, unter Beachtung aller hygienischer Vorgaben, unsere Fahrtage 1 + 2 wieder veranstalten zu dürfen und wirkt sehr befreiend auf unseren Gemütszustand…!
Stockstadt am Rhein, im September 2022
Der Chronist
Gerhard Herbert